Bindungsangst
Das Bedürfnis nach Bindung gilt nach einem Modell des bekannten Psychotherapeuten Klaus Grawe als eines der menschlichen Grundbedürfnisse. Im Kindesalter benötigen wir verlässliche und empathische Bezugspersonen, damit dieses Bedürfnis erfüllt wird und wir uns in der Welt sicher fühlen können.
Schwierig wird es, wenn es zu Beziehungsabbrüchen von wichtigen Bezugspersonen kommt, etwa durch Trennung der Eltern, Krankheit oder Tod – eine emotionale Verletzung entsteht. „Zu viel“ Nähe kann in der Folge Angst auslösen und wir versuchen oft auch noch im Erwachsenenalter, durch eine Distanz das Gefühl von Sicherheit herzustellen.
Betroffene von Bindungsangst sind oft selbst überrascht, wieso sie Menschen zurückweisen, die ihnen wichtig sind.
In seiner Bindungstheorie beschrieb der britische Psychoanalytiker John Bowlby folgende Bindungstypen bei Kindern:
Sichere Bindung
Unsicher-vermeidende Bindung
Unsicher-ambivalente Bindung
Desorganisierte Bindung
Auf wichtige
Bezugspersonen ist
Verlass
Ich werde für Bindungsverhalten bestraft
Ich muss durch Klammern und auffälliges Verhalten Aufmerksamkeit erzwingen
Ich muss Angst vor meinen Bezugspersonen haben, da sie mich bestrafen oder misshandeln könnten
Kinder verleihen ihren Gefühlen Ausdruck
Kinder zeigen ein auffälliges Kontakvermeidungsverhalten
Kinder verhalten sich widersprüchlich-anhänglich gegenüber den Bezugspersonen
Kinder zeigen bizarre Verhaltensweisen und teilweise völlige Emotionslosigkeit
Sichere Bindung
Auf wichtige
Bezugspersonen ist
Verlass
Kinder verleihen ihren Gefühlen Ausdruck
Unsicher-vermeidende Bindung
Ich werde für Bindungsverhalten bestraft
Kinder zeigen ein auffälliges Kontakvermeidungsverhalten
Unsicher-ambivalente Bindung
Ich muss durch Klammern und auffälliges Verhalten Aufmerksamkeit erzwingen
Kinder verhalten sich widersprüchlich-anhänglich gegenüber den Bezugspersonen
Desorganisierte Bindung
Ich muss Angst vor meinen Bezugspersonen haben, da sie mich bestrafen oder misshandeln könnten
Kinder zeigen bizarre Verhaltensweisen und teilweise völlige Emotionslosigkeit
Bindungsangst kann sich ganz unterschiedlich äußern.
Oft spüren die Betroffenen eine Art innere Beklemmung, einen Rückzugsimpuls oder auch eine emotionale Taubheit in der Partnerschaft, besonders wenn die Verbindlichkeit zunimmt.
Typische Auslösesituationen sind der Beginn einer Partnerschaft, eine geplante Heirat oder ein Kinderwunsch.
- Körperliche Nähe, Berührungen und Sexualität werden als unangenehm erlebt
- Entscheidungen für den Weitergang der Beziehung werden vertagt oder vermieden
- Andere Inhalte wie Arbeit, Freunde oder Hobbies werden in den Vordergrund gestellt
- Es kommt zu ungerechtfertigten Vorwürfen oder überraschenden Trennungen
- Die Beziehung beenden, bevor man eventuell selbst verlassen wird
- Sich in die Arbeit stürzen
- Unverbindliche Affären führen
- Sehr wählerisch bei der Partnerauswahl sein
- Sich „Partner“ aussuchen, mit denen eine Beziehung nicht verbindlich werden kann (verheiratet, im Ausland lebend, beruflich extrem belastet)
Ihr auf den ersten Blick unverständliches Verhalten in der Partnerschaft wird dann verstehbar, wenn wir gemeinsam Ihre lebensgeschichtlichen Verletzungen und Ihre innere Verwundbarkeit erkennen und würdigen können.
Für Kinder und Jugendliche ist aufgrund ihrer noch nicht vollständig entwickelten Ressourcen die Distanzierung von verletzenden Personen der oft einzig verfügbare Mechanismus – als Erwachsene hingegen haben Sie grundsätzlich die Möglichkeit, besser für sich selbst zu sorgen und auch mit stärkeren Gefühlen umzugehen.
Als Therapeut möchte ich Sie dabei unterstützen, aktiv Nähe und Distanz zu gestalten, Bedürfnisse und Wünsche gegenüber anderen anzubringen sowie Ihre psychischen Grenzen zu verteidigen, wenn diese von anderen überschritten werden.
Positive Bindungserfahrungen – beispielsweise in der Zusammenarbeit mit der Therapeutin / dem Therapeuten – helfen, Ängste zu überwinden und Nähe zulassen zu können.
Im Grunde ist jede erfolgreich verlaufende Psychotherapie, die auf einer guten therapeutischen Beziehung basiert, bereits eine positive Bindungserfahrung.